Eltern für Kinder im Revier e.V.

Kinder brauchen beide Eltern!

Am 16.09.23 fand im Unperfekthaus Essen unsere Tagung + Netzwerktreffen: "Psychische Belastung von Trennungsfamilien reduzieren - was kann die Politik in Deutschland tun?" statt.

Hier dokumentieren wir die Tagungsunterlagen und einige Eindrücke.

Mit einer Begrüßungsrede führte Reiner Neumann (efkir e. V.) in die Veranstaltung ein. Die Idee zur Tagung entstand aus unserer Arbeit als Selbsthilfegruppe von Trennungseltern. Insbesondere haben sich Familienberatungsstellen und Vertreter*innen von Jugendämtern angemeldet, außerdem Betroffene und Betroffenen-Verbände, dabei auch eine Großelterninitiative.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

von links: Jens Kamieth (CDU-MdL), Moderatorin Sabine Brauer und Frank Müller (SPD-MdL) Es folgte ein digitales Grußwort vom Landtagsabgeordneten Marcel Hafke (FDP), der aufgrund von Kinderbetreuung nicht vor Ort sein konnte und ein kurzer aber reger Austausch mit den angereisten Landtagsabgeordneten Frank Müller (SPD) und Jens Kamieth (CDU), die sich beide sehr informiert und interessiert zeigten. Sie versprachen, das Thema der psychischen Belastung von Trennungsfamilien in die Landtagsarbeit einzubringen. Der Vertreter der GRÜNEN war kurzfristig verhindert.

In seinem Vortrag "Trennungen und Kindeswohl - Herausforderungen im Praxisfeld!" stellte der Kinderpsychologe Dr. Stefan Rücker die Belastungsfaktoren bei Trennungen insbesondere für Kinder dar und erleuterte die negativen Folgen eines "trennungsinduzierten Kontaktabrisses", wobei er von ca. 40.000 entfremdeten Kindern pro Jahr ausgeht. Im Anschluss ging er auf die Herausforderungen für die Praxis ein.

"Welche Unterstützung brauchen Trennungsfamilien?" - diese Leitfrage warf der Sozialwissenschaftler und frühere Jugendamtsleiter Dr. Marc Serafin in seinem Vortrag mit Bezug insbesondere zur Jugendhilfe auf. Bei bindungsfürsorglichen Elternverhalten, unterstützendem Co-Parenting und anteiliger Betreuung erleben Kinder, Eltern und die erweiterete Familie statistisch das größte Wohlbefinden. Mit zahlreichen Handlungsempfehlungen schloß er seinen Vortrag.

Im folgenden Speed-Debating konnten sich die über 50 Teilnehmer*innen der Tagung inhaltlich austauschen und Ideen entwickeln. Hierzu wurden 4 Stationen mit Flipchartpapier eingerichtet:

An der Station Jugendhilfe mit der beispielhaften Leitfrage "Was kann Jugendhilfe leisten, um Konflikte bei Trennungen zu reduzieren?" wurden folgende Anmerkungen gemacht:

- "Gewaltfreie Kommunikation - Bedürfnisse hinter dem Konflikt"

- "Ernstnehmen der Hilfesuchenden"

- "Eltern nicht nur einzelnd sondern überwiegend zu zweit anhören - weniger Möglichkeiten zu lügen"

- "Qualitätsrichtlinien und diese auch kennen + anwenden - sonst Sanktionen. Was in Bochum gilt muss in Essen gelten vs. kommunale Unabhängigkeit"

- "Zeitnehmen und haben für (psychologische) Bedarfe"

- "Meist wenig"

- "Die Voreinstellung überprüfen - kulturelle Sichtweisen 'Das Kind gehört zur Mutter sagt JA/JM. 80 % meiner Kolleginnen denken so. Mitarbeiterin Bewusstsein + Realität"

- "Wenn ein Elternteil boykottiert => Achtung: Kind in Gefahr! Automatisch in Richtung gleichgestellte Elternschaft arbeiten"

- "Falsch: bei wem möchtest du lieber leben? Richtig: Wir tun alles dafür, dass du Mama und Papa sehen wirst. Niemand geht verloren."

- "Den Kindern Anlaufstelle sein => Kollaborationen (bzw. - Kita - Schulen - Kinderärzte)"

- "Auflösen der 'Jugendamtlichen Dreifaltigkeit' (konkurrierende ASD/UVK/BSS)

- "Stärken der Elternteile herausarbeiten und Kind die Möglichkeit geben, von den Stärken zu profitieren"

- "Motivation des Kindes, das es 2 Kinderzimmer und doppeltes Spielzeug hat etc."

- "Aufklärung im Sinne des Erhalts beider Elternteile vom 1. Tag der Trennung an"

- "Mut - Kompetenz - Haltung - Liebe zu den Menschen"

Die vorgeschlagene Leitfrage für die Station Familienberatung war "Wie bekommt man in der Familienberatung den Fokus beider Eltern auf das Kind?"

- "Aufklärung beider Eltern über negative Folgen (gesundheitlich) von Eltern-Kind-Entfremdung fürs Kind"

- "Sie als Kindesmutter sind wichtig - Sie als Kindesvater sind wichtig ..."

- "2 Beratungsbereiche: Freiwillig - vertraulicher, geschützer Raum und Pflicht - was du hier zeigst, hat Folgen"

- "Keine Parentifizierung der Kinder in der Beratung (mit Kindern)"

- "Kind motivieren, dass es von beiden Eltern profitieren kann - z. B. Motivation des Kindes"

 

 

 

 

 

 

Bei den Elternverbänden wurde "Wie gewinnen Elternverbände Einfluss in der Debatte?! vorgeschlagen:

- "Größere Öffenlichkeitswirksamkeit - PR - Hilfsangebote über Jugendamt etc. verbreiten"

- "Herausforderungen "einfach" darstellen ´- Lösungsmöglichkeiten anbieten"

- "'Heißsporne' im Hintergrund belassen?!"

- "neue PR"

- "Koordinierte Vernetzung - 'eine starke faiere Stimme'"

 

 

 

 

 

 

Bei den Selbsthilfegruppen die Frage: "Was ist das größte Problem, vor dem Selbsthilfegruppen/Betroffene stehen?"

- "Schimpfen und Leiden - Opferhaltung und Pessimismus"

- "Sorgerecht? Artikel 6 GG - Kinder haben das Recht auf elterliche Fürsorge - Eltern haben die Sorgepflicht!"

- "Finanzielle Unterstützung für Väterverbände"

- "Es fehlt an Management/Coaching/Zielsetzung"

- "langjährige Verfahren - 2 - 7 Jahre - viele Gerichtsverfahren - > 5 - 10 - Beruf + Kinder läuft parallel - Prozess Strategie: keine Regeneration - Aufwände reduzieren - Gesetze vereinfachen"

- "kompetente Berater - gut qualifizierte Mediatoren zu finden"

- "Die 'Täter' fühlen sich als Opfer"

 Diskussion mit (von links) Dr. Rücker, Dr. Serafin und Moderatorin Sabine Brauer In der abschließenden Diskussion mit dem Publikum konnten viele Nachfragen beantwortet und Statements gegeben werden. Viele Betroffene Eltern, Großeltern und Angehörige meldeten sich zu Wort.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir danken den Referenten Dr. Rücker und Dr. Serafin, unsere Moderatorin Sabine Brauer und den Helfer*innen von efkir für ihren Einsatz und der Regionale Fördergemeinschaft der Krankenkassen in Essen für die Förderung.